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Klumpfuß: Schwere Fehlstellung der Füße

Als Klumpfuß (Pes equinovarus) bezeichnet man eine schwere, komplexe Verformung des Fußes. Diese kann ein- oder beidseitig auftreten; die Wahrscheinlichkeit liegt jeweils bei 50 Prozent.

In den meisten Fällen ist ein Klumpfuß angeboren. Er gehört sogar zu den am häufigsten auftretenden Fehlbildungen beim neugeborenen Kind. Etwa 1 bis 3 von 1.000 Säuglingen kommen mit dieser Fehlbildung auf die Welt. Jungen sind dabei doppelt so häufig betroffen.

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Krankheitsbild: Was ist ein Klumpfuß?

Bei einem Klumpfuß liegt eine Kombination verschiedener Deformitäten vor. Diese sind:

  • Spitzfuß (Pes equinus): Durch eine verkürzte Achillessehne wird die Ferse nach oben gezogen, sodass sich der Vorfuß nach unten absenkt.
  • Hohlfuß (Pes excavatus): Im Gegensatz zum Plattfuß ist hier das Fußlängsgewölbe nicht abgeflacht, sondern stark nach oben gewölbt. So treten nur Fußballen und Ferse auf dem Boden auf.
  • Sichelfuß (Pes adductus): Von oben hat der Fuß die Form einer Sichel, da Vorfuß und die Zehen nach innen zeigen.
  • Fersenvarus (Pes varus): Bei dieser Einwärtsdrehung des Fußes ist die Ferse nach innen gedreht und der Betroffene tritt beim Gehen auf dem Fußaußenrand auf.

Der behandelnde Arzt nimmt bei der Diagnose eine Einteilung in Schweregrade vor.
Bei einem Klumpfuß betreffen die Fehlbildungen in der Regel den gesamten Fuß und das Sprunggelenk. Die krankhaft veränderten Strukturen betreffen die Knochen selbst (knöcherne Verformung) aber auch die Weichteile (verkürzte Bänder und Muskeln/Sehnen (meist die Achillessehne). Daraus resultiert eine meist komplexe Fehlstellung der Sprunggelenke und der Füße aber auch eine unterentwickelte Wadenmuskulatur.

Ursachen: Wie kommt es zu Klumpfüßen?

Im Großteil der Fälle ist die Fehlstellung der Füße angeboren (kongenital). Die Ursachen von Klumpfüßen konnten noch nicht eindeutig und abschließend geklärt werden. Daher lassen sie sich auch im Einzelfall nicht immer bestimmen.

So gibt es verschiedene Vermutungen, aus welchen Gründen die Fußentwicklung in einem bereits frühen Stadium beim Embryo gestört wird. Ein familiär gehäuftes Auftreten spricht für eine genetische Komponente in der Entstehung.
Neben dem genetischen Defekt könnten aber auch Umwelteinflüsse während der Schwangerschaft den Klumpfuß verursachen.

Seltener kommt es vor, dass der Klumpfuß nicht ab Geburt vorhanden ist, sondern dass diese Fehlstellung erworben wird. Hier kommen folgende Ursachen infrage: Die Verformung der Füße kann die Folge eines Nervendefekts (neurogener Klumpfuß) durch eine Nervenerkrankung sein, er kann aber auch durch einen Unfall oder die Nebenwirkung von Medikamenten durch direkte / indirekte Schädigung von Muskulatur und Nerven entstehen. Wenn die Nervenverbindung (Innervation) eines Muskels durchtrennt ist, kann der Muskel nicht mehr verwendet werden und bildet sich langfristig wieder zurück: Der Fuß verformt sich und es kann ein Klumpfuß entstehen.

Therapiemöglichkeiten — wie sieht die Behandlung aus?

Ein Klumpfuß ist bei Neugeborenen auf den ersten Blick erkennbar und kann daher direkt bei der ersten Untersuchung nach der Geburt festgestellt werden. Wichtig ist hier, den Klumpfuß von der harmloseren Klumpfußhaltung zu unterscheiden. Diese macht sich äußerlich durch eine ähnliche Position bemerkbar, jedoch sind die Füße flexibel und lassen sich passiv in eine Normalstellung bewegen.

Wurde die Verformung als Klumpfuß erkannt, kann die Fehlstellung durch die richtige Behandlung schrittweise korrigiert werden. Ein Großteil der Betroffenen kann durch die Behandlung später eine gute Form und Funktion erzielen.
Um das zu erreichen, ist es jedoch essenziell, dass man bereits früh mit der Behandlung beginnt und diese konsequent fortführt. Im Idealfall lernen die Kinder bereits mit richtig gestellten Füßen zu laufen.

Redressionsbehandlungen

Im Bereich der konservativen Therapie greifen Ärzte bei Neugeborenen je nach diagnostiziertem Schweregrad zu sogenannten Redressionsbehandlungen, bei denen die Füße in die richtige Position "redressiert" werden.

Üblich ist die Ponseti-Methode: Innerhalb der ersten zwei Lebenswochen wird mit dieser Therapie begonnen, einen geschlossenen Gipsverband um die Füße des Säuglings zu legen. In regelmäßigen Abständen — zunächst täglich, später wöchentlich — wird er gewechselt. So erfolgt eine schrittweise Korrektur der Verformung (Etappengipsbehandlung). Danach tragen die Kinder bis ungefähr zum vierten Lebensjahr spezielle Schienen (Orthesen). Gleichzeitig kommt Krankengymnastik zum Einsatz, um die Muskulatur zu kräftigen und zu dehnen. Falls notwendig wird ein operativer Eingriff vorgenommen, bei dem meist die Achillessehne verlängert wird. Weitere Operationen sind eventuell in Abhängigkeit von der Entwicklung / Wachstum notwendig.

Ähnlich verläuft die Redression nach der Bonnet-Dimeglio-Methode. Auch hier wird Gips eingesetzt, doch es wird zusätzlich nutzt man neben den manuellen Grifftechniken auch elastische Tapes, um die korrekte Lage der Füße beim Wachsen zu fördern. Im Unterschied zur Ponseti-Methode ist die Kombination mit manueller Therapie (Physiotherapie) ein sehr gezielter Prozess. Insgesamt gibt es dadurch eine höhere Bewegungsfreiheit für die Kinder. Später werden Schienen etwa bis zum Ende des dritten Lebensjahres nachts getragen und tagsüber sind spezielle Einlagen für das Schuhwerk des Kindes vorgesehen.

Operative Therapie

Aus verschiedenen Gründen kann auch eine oder mehrere Operationen notwendig werden, um den Klumpfuß zu behandeln:

  • Es liegt ein besonders hoher Schweregrad vor oder es handelt sich um einen erworbenen Klumpfuß, bei dem eine konservative Therapie nicht erfolgversprechend wäre.
  • Die Redression zeigt nicht die Wirkung, die sie sollte.
  • Der Klumpfuß kommt nach der Korrektur wieder zurück (Rezidiv).

Operationen wie eine Kapselentfernung, Sehnenverlängerungen und eine Korrektur der Deformität durch Umstellungen oder Versteifungen sind dann sinnvoll.

Bleibt ein Klumpfuß unbehandelt...

Erfolgt keine ausreichende Behandlung des Klumpfußes, verschlimmert sich die Fehlstellung. Gelenke können im Laufe der Zeit aus ihrer normalen Position herausrutschen und das Wachstum der Knochen läuft verformt ab. Die Fehlstellung hat dann auch Auswirkungen auf die stammnahen Anteile des Skelettsystems / Bewegungsapparates.

Gehen und Stehen führen dann zu Schmerzen für den Betroffenen. Langfristige Fehlstellungen führen mitunter zu einer einseitigen Belastung der Gelenke. Zu den Folgen gehört Gelenkverschleiß (Arthrose) mit Knorpelschäden, häufig auch im Sprunggelenk (Sprunggelenksarthrose).


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